Hier in Kambodscha geht gerade das Pchum Ben zu Ende. 15 Tage lang wurde zu Ehren der Vorfahren gebetet, geopfert und gefeiert. Man glaubt, dass in den zwei Wochen das Tor zur Hölle geöffnet ist und für diese Zeit die Geister der verstorbenen Vorfahren entlassen werden. 96% der Kambodschaner sind Anhänger des Theravada-Buddhismus. Das religiöse Fest ist eines der wichtigsten des Landes und wird so nur hier in Kambodscha gefeiert. Das ganze Land ist auf den Beinen, um die Familie zu besuchen und an den zahlreichen Zeremonien teilzunehmen. Wir hatten das Glück Phary (unsere Projektleiterin, Vermieterin und Ersatzmama) und ihre Familie bei den Festlichkeiten begleiten zu dürfen.
Reisbällchen für die Geister
Freitags nachts um 4 Uhr ging es los. Im Dunkeln laufen wir zur Pagode. Es regnet und in der Ferne hört man ein Gewitter. Irgendwie gruselig. Wir haben viele kleine Reisbällchen mit Sesam dabei, die wir den Abend zuvor gemeinsam zubereitet haben. An der Pagode angekommen, zünden wir Räucherstäbchen an und es wird gebetet. Man kniet auf dem Boden, mit den Füßen nach hinten und Blickrichtung zu Buddha. Irgendwann ertönt ein lauter Gong. Alle erheben sich und anschließend startet die Prozession. Unter Trommelklängen und dem Gebet der Mönche laufen wir barfuß um die Pagode. Währenddessen werfen wir immer wieder Reisbällchen in die Luft und zu den umliegenden Gräbern. Denn man glaubt, dass die aus der Hölle entlassenen Geister hungrig sind. Durch die Opfergabe werden die Geister der Vorfahren besänftigt und wünschen einem anschließend Gutes. Das Ganze machen wir 3x und dann ist der Spuk vorbei. Das Gewitter übrigens auch und wir werden um 5:30 mit einem wunderschönen Sonnenaufgang belohnt. Gänsehaut inklusive.
Pchum Ben Tag
Samstag war dann der letzte Tag und damit auch der Höhepunkt des Fests. Wir gehen morgens um 8 Uhr wieder zur Pagode. Ganz schön was los hier. Hunderte Menschen wuseln umher. Alle sind festlich und mit weißen Oberteilen bekleidet. Frauen tragen dazu lange Röcke, Männer Hosen. Das ist das Outfit, das man hier traditionell zu Beerdigungen trägt. Wir besuchen mehrere buddhistische Mönche und überreichen Essensgaben, hauptsächlich bestehend aus Reis, Früchten und Süßigkeiten. Als Dank wird für uns gebetet und wir werden gesegnet. Das Gebet der Mönche klingt wunderschön, dazu liegt überall der Duft von Räucherstäbchen in der Luft. Wir besuchen die Gräber von Pharys Familie und genießen noch kurz die Atmosphäre rund um die Pagode, bevor wir uns auf den Weg zurück zu Pharys Haus machen.
Nach diesem offiziellen Teil geht dann die Party los. Mit sehr lauter kambodschanischer Musik und noch mehr kambodschanischem Bier wird den ganzen Tag in Pharys Haus gefeiert, gegessen, getanzt, gesungen und gelacht. Dass Familie, Kultur und Religion so mit uns geteilt werden ist sicherlich nicht selbstverständlich und bin unglaublich dankbar für all die tollen Erinnerungen, Erlebnisse und Erfahrungen der letzten Tage.