Nach vier Wochen bin ich mittlerweile nicht nur körperlich, sondern auch mental hier in Kambodscha angekommen. Mein Zimmer hat nach dem 2. Mal umstellen endlich das perfekte Feng Shui erreicht und wenn ich abends von der Arbeit komme, stellt sich ein Gefühl von Zuhause ein. Das Leben hier ist anders als in Deutschland, aber ich habe mich in dieser kurzen Zeit doch schon sehr gut daran gewöhnt. Ich erkenne so langsam die Regeln des Verkehrschaos, kann meinen Kaffee auf der Landessprache Khmer bestellen und empfinde die kalte Dusche mittlerweile als erfrischend. Geckos, Spinnen, Käfer & Co habe ich als meine Mitbewohner akzeptiert, denn sie beschützen mich vor den Mücken, die leider immer noch nerven. 

Seit 3 Wochen arbeite ich nun bei der Khmer for Khmer Organisation. Die 4 km zu meinem Büro fahre ich jeden morgen mit dem Fahrrad. Ja, die Straßen hier sind gerade jetzt in der Regenzeit etwas abenteuerlich. Viele Wege sind unbefestigt und durch den Monsunregen teilweise schlammig und mit vielen Schlaglöchern versehen. Doch seit einigen Jahren werden hier auch immer mehr befestigte Straßen gebaut, was zwar weniger idyllisch, für die Infrastruktur aber natürlich enorm wichtig ist.

Einmal komplett durchgeschwitzt und auf der Arbeit angekommen, setze ich mich dann auf meinen nicht so ergonomischen Plastik-Gartenstuhl an meinen Schreibtisch. Bequem oder gar schön ist was anderes, aber haben mich in Deutschland auf meinem „richtigen“ Schreibtischstuhl immer wieder Kopfschmerzen geplagt, sind die hier plötzlich gar nicht mehr so schlimm. Ob das jetzt am Stuhl liegen mag sei mal dahingestellt, doch er scheint das Problem wider Erwarten nicht verschlimmert zu haben. Die Dinge hier sind einfacher und zweckmäßiger, als wir es in Deutschland gewohnt sind, aber nicht unbedingt schlechter.

Von der Schüchternheit der Kambodschaner habe ich hier bis jetzt wenig gemerkt. Meine Kollegen sind allesamt super offen und herzlich. Wir teilen unser Essen, diskutieren, machen Witze, sind ehrlich zueinander, lachen über kulturelle Unterschiede und lernen auf diese Weise voneinander.

Ich fühle mich wohl hier, in Kambodscha, in meiner Stadt Siem Reap, im KKO Team, in meinem Zuhause für ein Jahr. Und manchmal, wenn ich abends im Bett liege, vergesse ich sogar, dass ich überhaupt woanders bin.

17. September 2019