Um 6:45 Uhr geht der Wecker. Manchmal werde ich schon früher vom Gebet der Mönche, lauter kambodschanischer Musik oder einer Zeremonie in der Nachbarschaft geweckt. Ich begutachte kurz die neue Ameisenstraße in meiner Küche, schenke ihr aber keine größere Aufmerksamkeit. Ich schlüpfe in meine Gummischlappen und mache mich auf den Weg zum Markt. Hier geht es bei 30° vorbei an ungekühlten Fleisch- und Fischwaren. Meine Obst- und Gemüsefrau freut sich, wenn sie mich sieht und zu jedem Einkauf gibt sie mir kostenlose Chilis, Knoblauch oder Frühlingszwiebeln dazu. Am Getränkestand reicht ein Lächeln sowie ein nettes „Sursedai“ (Hallo) und ich bekomme meinen Kaffee, schwarz und ohne Zucker. Im kambodschanischen Verkehr finde ich mich blind zurecht. Ich weiß, welche Aufgaben auf der Arbeit auf mich warten und in der Mittagspause fahre ich mit dem Motorrad am 200m entfernten Reisstand vor. Alles ganz normal. Ob ich schon ein bisschen kambodschanisch geworden bin? Ich glaube ja.

Vor 6 Monaten bin ich in Frankfurt in ein Flugzeug gestiegen. Damals mit einer großen Portion Ungewissheit, aber auch Vorfreude, Neugier und Offenheit im Gepäck. Kambodscha und ich, das war Liebe auf den ersten Blick. Und während ich an manchen Tagen denke, ich sei doch gerade erst angekommen, fühlt es sich gleichzeitig an, als wäre ich schon Ewigkeiten hier. Manchmal vermisse ich die spannende Anfangszeit, als alles noch neu und aufregend war. Mit der rosaroten Brille sah damals alles noch viel schöner aus. Mittlerweile ist das Abenteuer Kambodscha zum Alltag geworden.

Ich fühle mich immer noch sehr wohl hier, gar keine Frage. Ich merke aber auch, was ich an meinem Leben in Deutschland vermisse. Langjährige Freundschaften, die Familie und Oma’s Essen kann hier niemand ersetzen. Ich empfinde diesen Anflug von Heimweh aber als sehr gesund. Es zeigt mir, welche Dinge ich zu schätzen weiß und dass ich bereit sein werde zurückzukehren, wenn es soweit ist. Zunächst aber genieße ich noch die restliche Zeit, die Sonne, die Mangos und den Fahrtwind. 

Ich möchte die verbleibenden 6 Monate auch nutzen, um euch noch mehr über Land und Leute zu berichten. Einen Beitrag über die Sprache Khmer oder das kambodschanische Fest Pchum Ben gab es bereits. Ob Essen, Klima, Einkaufen oder Arbeiten in Kambodscha. Was interessiert euch? Schreibt mir eure Themenvorschläge gerne in die Kommentare.

18. Februar 2020

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