Die Landessprache Kambodschas nennt sich Khmer. Khmer ist sehr ähnlich zu den Nachbarsprachen Thai und Laotisch und klingt im Vergleich zu den Sprachen, die wir aus Europa kennen, doch sehr anders. Kann man als Deutscher viele spanische, französische oder englische Worte meist ansatzweise begreifen und lesen, auch ohne der Sprache mächtig zu sein, versteht man hier leider einfach nur Bahnhof. Durch den wachsenden Tourismus und wirtschaftlichen Aufschwung des Landes sprechen hier aber auch sehr viele Menschen Englisch. Trotzdem stehe ich fast täglich vor Sprachbarrieren.
Fühlen wie ein Analphabet
Vor einigen Wochen erreicht mich die Einladung einer Kollegin. Als ich den Umschlag öffne, merke ich, dass die gesamte Einladung natürlich in Khmer-Schriftzeichen verfasst ist. Noch nicht einmal das Datum oder die Uhrzeit kann ich herauslesen. Ein etwas hilfloser Moment, der mir wieder klar macht, wie selbstverständlich es für mich ist, lesen und schreiben zu können. Wichtige Schilder und Informationen werden natürlich sowohl in Khmer, als auch in Englisch angezeigt, aber doch gibt es diese Momente, in denen man wie ein Analphabet dasteht.
Als Kommunikationsdesignerin mit einem besonders großen Herz für Typografie hat es mich natürlich direkt in den Fingern gejuckt. Das Khmer-Alphabet besteht aus insgesamt 33 Konsonanten, 24 Vokalen und 14 Initialvokalen, besitzt also im Gegensatz zu unserem lateinischen Alphabet ganz schön viele Schriftzeichen. Ich habe mir kurzerhand Block und Stifte besorgt und angefangen zu schreiben, oder eher gesagt zu zeichnen. Denn so richtig nach schreiben fühlt es sich nicht an, wenn man nicht weiß, was man da gerade schreibt. Spaß macht es trotzdem. Richtig lesen und schreiben lernen werde ich in meinem Jahr hier aber leider nicht. Mir wurde gesagt in der Grundschule dauert es bis zu 6 Jahren, bis man das gesamte Alphabet beherrscht. Mittlerweile kann ich immerhin meinen Namen schreiben, auswendig wohlgemerkt!
Mit dem Sprechen klappt es schon etwas besser. Rund hundert Worte des täglichen Gebrauchs beherrsche ich mittlerweile, darunter Zahlen, Obst- und Gemüsesorten, Wegbeschreibungen, verschiedene Lieblingsgerichte und natürlich alle Höflichkeits- und Begrüßungsfloskeln. Meistens versteht man sogar was ich sage. Die größte Schwierigkeit beim Khmer lernen ist für mich die doch sehr abstrakt klingenden Worte im Gedächtnis zu behalten. Viele Laute und Worte mit grundverschiedenen Bedeutungen klingen für das deutsche Ohr außerdem sehr ähnlich. Mittlerweile habe ich also nicht nur meine eigene Lautschrift entwickelt, um mir die Vokabeln ohne Khmer Schriftzeichen aufschreiben zu können, sondern bin auch Meisterin im Eselsbrücken bauen. Mein Ziel ist es am Ende des Jahres 500 Worte zu beherrschen. Ich bleibe dran.
Wer sich fragt, was die Überschrift dieses Beitrags bedeutet, hier die Auflösung: ភាសាខ្មែរ wird Pi’esa Khmai ausgesprochen und bedeutet Khmer Sprache.